In der Stadt nimmt die Zahl der Motorradunfälle mit Unfallgegner zu. Unfallhotspot Nummer 1 sind dabei Kreuzungen. Dies ergeben Studien vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV), die untersuchten unter welchen Bedingungen sich das Risiko eines Motorradunfalles mit Beteiligung anderer erhöht.
Im Jahr 2016 sind rund 4.200 Personen bei Motorradunfällen auf Österreichs Straßen verunglückt. 2012 lag die Zahl der Verunglückten noch bei rund 3.800 Personen. Insbesondere im städtischen Bereich verunglücken immer mehr Motorradfahrer aufgrund von Unfällen mit Unfallgegnern. Besonders häufig sind dabei Unfälle mit Pkw-Lenkern. Durch Unfalltiefenanalysen wurde festgestellt, dass derartige Unfälle häufig auf:
- Vorrangverletzungen und
- Unachtsamkeit
zurückzuführen sind. Hauptunfallverursacher sind aber meistens nicht die Motorradfahrer selbst, sondern die Pkw-Lenker. Dipl.-Ing. Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV, erklärt:
Eine der zentralen Problematiken: Motorräder werden aufgrund ihrer schmalen Silhouette immer wieder von größeren Kfz verdeckt. Hinzu kommt, dass sie im Straßenverkehr in der Regel seltener anzutreffen sind als andere Fahrzeuge. Dies führt dazu, dass Pkw-Lenker und andere Verkehrsteilnehmer nicht mit Motorrädern rechnen und sie nicht oder zu spät wahrnehmen.
Viele Motorradunfälle an unübersichtlichen Kreuzungen
Besonders häufig ereignen sich Motorradunfälle mit Beteiligung anderer an Kreuzungen, die eine hohe Komplexität aufweisen und Unübersichtlich sind. In der Regel verfügen derartige unfallträchtige Kreuzungen laut KFV über
- mehrere schmale Fahrstreifen
- eine große Zahl an Abbiegerelationen
- hohe Verkehrsstärken
- beengte Platzverhältnisse sowie
- zahlreiche Fahrbahnmarkierungen und Verkehrszeichen.
PKW-Lenker mit A-Führerschein achten häufiger und länger auf andere Verkehrsteilnehmer
Im Rahmen der Analysen von Motorradunfällen mit Unfallgegner hat das KFV mittels einer Simulatorstudie auch untersucht, inwieweit sich Verhaltensunterschiede zwischen Pkw-Lenkern, welche ausschließlich über einen B-Führerschein verfügen, und jenen Lenkern, die auch aktive Motorradlenker sind, erkennen lassen.
Dabei zeigte sich: Lenker, die den A- und den B-Führerschein besitzen, achten tendenziell häufiger und länger auf andere Verkehrsteilnehmer, während Pkw-Fahrer ohne Lenkberichtung der Klasse A längere Zeit auf den Tacho sahen. Zudem wurde deutlich, dass Lenker mit Pkw- und Motorrad-Führerschein im Straßenverkehr ein breiteres vertikales Sichtfeld nutzen. Robatsch betont:
Die Ergebnisse unserer Untersuchungen zeigen, wie wichtig es ist, angehenden Motorrad- und Pkw-Lenkern umfassendes Gefahrenbewusstsein zu vermitteln. Zusätzlich gilt es regelmäßige Road Safety Inspections (RSI) durchzuführen, um so Gefahren zu identifizieren und entschärfen zu können. Die Verbesserung der Sichtbarkeit von Motorrädern und -lenkern und der vermehrte Einsatz von Fahrassistenzsystemen tragen ebenso zu einer Erhöhung der Verkehrssicherheit bei.
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